Sonntag, 7. November 2010

Spielbericht Rattelsdorfer Independents vs Dresdner Titans vom 5.11.2010


Aaron Münch

Meine Erwartungen an das Spielwaren klar: Es sollte spannend sein und ich wollte viele Highlights jenes Systems sehen, „welches in dieser Form in ganz Europa einmalig ist“ wie das Informationsheftchen zum Spiel verriet. Das System hatte sich also zu beweisen, nur darauf kam es an. Anders spielen als die Anderen - das kann jeder-, aber haben sie auch Durchschlagskraft? Das Warm-up der Rattelsdorfer begann zweifelhaft und bestand hauptsächlich aus Wurfübungen von der Dreierlinie, welche nicht so hochprozentig versenkt wurden wie angenommen, gefolgt von Korblegern mit leicht steif wirkenden Spinmoves. Genau diese Art von einstudierten, nicht der Situation angepassten Bewegungen bekam man dann später immer wieder zu sehen. Jedenfalls schossen sich auch die Dresdner fleißig warm, deutlich sicherer als die Independents, schlossen sich kurz vor Spielbeginn zum Kreis und stellten sich den in Weiß spielenden Unabhängigen gegenüber. Die Rattelsdorfer warteten schon, bereits aufgestellt und zugeteilt, auf ihren Gegner, machten einen entschlossenen und vitalen Eindruck und legten auch gleich los mit ihrem Run&Gun Spiel. Eine schnelle Führung nach versetzte die Halle ersteinmal in einen Ruhezustand. Das Titanenbetriebssystem brauchte eben länger um hochgefahren zu werden, doch als sie wach waren bezwangen sie regelrecht die Bombardements der Rattelsdorfer, deren Spiel nur einen Weg kannte: Nach Vorne! Ihre Defense bestand lediglich darin, ggf. mit Steals den Ball zu erobern. Wurde das nicht geschafft endete nahezu jeder Angriff der Dresdner in einem zu einfach gemachten Korbleger. An der 41 (Sean Jergo) der Rattelsorfer konnte absolut jeder vorbeilaufen der wenigstens zwei Beine hatte und wusste wo der Korb hängt, an der 7 (Max Neundorfer) im Prinzip genauso. Sicherlich war das Problem der Center den Schiedsrichterentscheidungen geschuldet. So wurden sogar astreine Blocks von Jergo beispielsweise auf einmal zu persönlichen Fouls an der Anzeigetafel, doch wer seine ganze Verteidigung darauf auslegt, den Ball schnellstmöglich zu stehlen um dann immer und immer wieder mit Fastbreaks zu antworten, der muss einkalkulieren, dass diese aggressive Spielweise auch in einigen Fällen den Schiedsrichter zu Unterstellungen verleitet. An sich war das Spiel der Rattelsorfer wirklich sehenswert, weil es spannend war. Auch ihre Quote von vereitelten Angriffen war gut, doch die einzige Frage die das Spiel bestimmt hat war, ob sie eine Konstanz in ihrer Offensive finden oder nicht. Ich meine, Airballs von der Dreierlinie müssen nun wirklich nicht sein – sorry Jergo, aber 5 Punkte pro Spiel sind für dich zu wenig, das gleicht dein Buzzer über knapp 20 Meter auch nicht mehr aus. Die größte Enttäuschung war an diesem Abend ganz einfach die Offensive der Gäste. Mit nahezu jedem Fastbreak rannten sie sich fest, konnten nichteinmal Überzahlangriffe verwerten und haben dann auf die zuvor erwähnten, steif wirkenden und nicht angebrachten Spinmoves zurückgegriffen, mit denen sie sich unbedingt bis zum Korb durchkämpfen wollten um dann mit irgendeinem unmöglichen Hakenwurf um drei, vier Dresdner Hände herum den Ball im Netz zu versenken – vergebens. Die Würfe wurden dadurch so schwierig, dass sie nur selten klappten und dadurch die gesamte Mannschaft ins Wackeln kam. Auch Max Neundorfer – der an sich gut gescored hat – war doch unter dem Korb nicht ganz so gefährlich wie er aussieht. Und während bei den Rattelsdorfern die Center den Aufbau machen und die kleinen Guards die Zone gefährlich machen wollen, so stand auch ihre Defensive Kopf. Einzig Johnston (38 Punkte an diesem Abend) hat den Dresdner wirklich Probleme bereitet – vorallem durch seine Dreier. Um die Halbzeit herum hatte Johnston mit seinen acht Dreiern  somit für 50% der gesamten Punkteausbeute der Gäste gesorgt. Der einzige neben Johnston, der trotz Rückstandes noch einen kühlen Kopf bewahrt hat, war Max Neundorfer (am Ende 20 Punkte) und aus der Zone heraus gelangen ihm dann auch noch einige gute Aktionen. Nichtsdestotrotz verpufften einfach unglaublich viele Angriffe der Rattelsorfer an der kompakten Verteidigung der Dresdner, in der sie sich auch immer wieder schlicht und einfach fest rannten und keine Lücke fanden und deshalb oftmals mit den letzten verbleibenden Sekunden des Angriffs einen Dreier versuchen mussten. Die Dresdner hingegen waren die personifizierte Konstanz an diesem Abend. Sie nahmen die Einladungen zu Korblegern gerne an, bedankten sich mit einigen Alley-oops  und nutzten das Pressing der Rattelsdorfer zu ihren Gunsten, da so stets ein Mann an den Flügeln freistand, der ungehindert 3 Punkte werfen durfte. Einige Male konnte sich der 5. Mann der Dresdner sogar direkt unter den Korb stellen. Punktemachen einfach gemacht. Genau diese geschenkten Punkte waren es am Ende, die den Rattelsdorfern gefehlt haben. Mit einem 100:95 (49:50) Sieg bedankten sich die Titanen bei den Fans und bescherten diesen somit einen gelungenen Start ins Wochenende. Der Hallenrekord war mit den über 1000 Zuschauern gebrochen, genauso wie das Ziel erreicht wurde, die Rattelsdorfer unter 100 Punkten (sonst durchschnittlich 112 Punkte pro Spiel gehabt) zu halten und gleichzeitig selbst die 100er-Marke geknackt. Alles in Allem ein souveränes und überzeugendes Auftreten der Dresdner, während die Rattelsdorfer nicht ihr ganzes Potenzial abrufen konnten.


Christian Vogel
Mit hohen Erwartungen an eine gute Leistung meines Kumpels Pat (Rülke), eine gute Stimmung in der Halle und vor allem eine anschauliche Vorführung der Rattelsdorfer ging ich in dieses Basketballspiel. Die Rattelsdorfer sind in der nationalen Basketballfachwelt aufgrund ihres unorthodoxen Spielstils bekannt. Fastbreakangriffe und Dreier am Stück, Pressingverteidigung über das ganze Feld. Und genau das gab es dann zu sehen. Die Rattelsdorfer machten von Beginn an Druck und kamen schnell zu einer 7-Punkte-Führung. Die Dresdner hatten große Probleme mit der auf möglichst viele Steals ausgelegte Verteidigung der Franken. Doch das änderte sich im Laufe des Spiels. Während die Dresdner ihre Chancen relativ sicher ausspielten, verwarfen die Gäste reihenweise ihre Dreipunktwürfe. Vor allem Centerhüne Sean Jergo, sonst mit über 7 Treffern von Downtown ein relativ konstanter Schütze, glänzte heute mit zwei Airballs. Die Dresdner fanden immer wieder einen Weg zum Korb und spielten sich einige freie Dreier heraus, welch sie auch oft sicher verwandelten. Erst ab der etwa 15. Spielminute gab es eine Aufholjagd der Gäste, angeführt von Harold Johnston, der aus allen Lagen und nach Belieben traf. Nach der ersten Hälfte verbuchte er 7/9 Dreiern und Rattelsdorf eine 50:49-Führung.
Ich macht mich auf den Weg, die anderen Chemnitzer in der Halle zu suchen. Insgesamt waren 15 Chemnitzer unter den 985 Zuschauern. Apropos Zuschauer: Ich habe nicht oft einen geileren Walk-In erlebt als bei den Dresdnern. Aber wenn nichtmal der Fanblock während des Spiels steht… das einzige was mich an diesem Abend so richtig enttäuscht hat war die Stimmung. Potential ist vorhanden, aber ausgenutzt wird es (noch) nicht.
Zurück zum Spiel: Die 2. Hälfte begann wie die erste endete: Rattelsdorf setzte sich leicht ab. Auch wenn Johnston im ganzen Spiel nur noch einen Dreier traf, setzte er doch wichtige Akzente und schuf Platz für die Mitspieler, welche sich dann –meist nach einem oft sehr unästhetisch aussehenden Spinmove-  versuchten, durchzusetzen. Oft wurde es ihnen von den Dresdnern auch zu einfach gemacht, da die Helpside einfach fehlte. Aber auf der Gegenseite wurde es dann genauso, nein, schlimmer. Die Dresdner schafften den Dreh, die Verteidigung stand auf einmal sicher und die , meist einfachen Punkte vorne fielen. Das einzige Highlight der Rattelsdorfer setzte dann ausgerechnet Jergo, welcher bis dahin phänomenale 0/7 aus dem Feld warf, mit einem Buzzerdreier hinter der Mittellinie.
Das letzte Viertel war dann meist ausgeglichen. Mal hatten die Dresdner eine starke Phase, mal die Rattelsdorfer. Auch hier ist übrigens zu sagen, dass das Dresdner Publikum nichtmal kurz vor Schluß geschlossen erhob und ich durch meine „Defense“-Rufe komisch beäugt wurde. Naja, auf jeden Fall haben die Dresdner es am Ende verdient mit 5 Punkten gezogen. Die mannschaftliche Geschlossenheit und der Wille wirkten größer.
Interessant war übrigens auch, dass sich die Rattelsdorfer bei Auszeiten lieber ausruhten als sich zu besprechen. Das habe ich so auch bei noch keinem Team gesehen.
Als Fazit lässt sich sagen dass sich der Ausflug definitiv gelohnt hat. Ich habe jede menge mitgenomnmen, und Aaron sicherlich auch. Und das war am Ende ja auch das Ziel unseren Ausflugs.

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